Oper oder Nischenkonzert?

Sieben Minuten im 007-Blockbuster Ein Quantum Trost bescherten der großen Seebühne in Bregenz eine gewaltige Aufmerksamkeit vor hunderten Millionen Zuschauern. Im selben Jahr, 2008, war die einmalige Location mit dem „Tosca“-Bühnenbild auch noch an vielen Abenden Schauplatz der ZDF-Arena für die Fußball-Europameisterschaft. Kurz: Wer die Bregenzer Festspiele nicht schon vorher kannte – und das waren ohnehin schon viele – kannte sie jetzt. In den vergangenen Jahren waren die Vorstellungen jedenfalls extrem stark gefragt. Und um die erstmals im Programm stehende Oper „Freischütz“ von Carl Maria von Weber, in den Sommermonaten 2024 und 2025 auf der weltgrößten Seebühne zu sehen, werden garantiert wieder zahleiche Kultur-Fans aus Nah und Fern an den Bodensee pilgern. Dafür wählen sie womöglich den Weg via Schiff (ein tolles Erlebnis, legt doch das Boot in fußläufiger Nähe zur Bühne an) oder es geht gleich zu Fuß über die attraktive Seepromenade samt Open-Air-Bars zum Veranstaltungsort. Gut zu wissen: Quasi gegenüber warten mit dem ultramodernen Kunsthaus Bregenz und dem „vorarlberg museum“ weitere Kulturhochkaräter. Vielleicht kommt das ja als Warm-up-Programm in Frage?

Volles Programm rund ums Jahr
Im Übrigen sind es aber nicht nur die „Großen“, zu denen auch das internationale Tanzfestival Bregenzer Frühling zählt, welche die Region rund um Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems kulturell so interessant machen, sondern auch viele kleine, feine Veranstaltungen. So hat das im Mai stattfindende Figurentheaterfestival Homunculus (jedes Jahr im Mai) die Nische des mal clownesken, mal tiefsinnigen Puppentheaters erfolgreich besetzt. Einen großartigen Ruf genießt auch die mit zahlreichen Klassik-Veranstaltungen auftrumpfende Schubertiade in Hohenems; in Schwarzenberg finden ebenfalls Schubertiade-Veranstaltungen statt, jährlich im Juni und August/September).

Ganz anders wiederum geht es beim poolbar Festival in einem alten Feldkircher Hallenbad zu. Hier stehen popkulturelle Konzerte, Kino- und Kurzfilme, Kabarettevents, Poetry Slams, Pop-Quizze, Modeperformances und Diskussionen auf dem Programm (Mitte Juli bis Mitte August). Ebenfalls in Feldkirch finden seit 2015 jährlich im Herbst die anlässlich der Eröffnung des neu erbauten Montforthauses gegründeten „Montforter Zwischentöne“ statt (im November). Die künstlerischen Leiter, Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde, betrachten ihr von Konzerten, Dialogen und Performances geprägtes Festival als „Labor für neue Konzertformate internationaler NachwuchskünstlerInnen“ und als „spannende Bühne zum Ausprobieren, Experimentieren, Aufführen“. Die Devise des Bratschisten Klaus Christa und der Flötistin Claudia Christa wiederum lautet: „Wir machen Geschichten aus Musikgeschichte.“ Bei „Musik in der Pforte“ gestalten sie gemeinsam mit Musikern aus dem In- und Ausland kleine, aber feine Konzertreihen, die zu unregelmäßigen Terminen immer wieder in Feldkirch aufgeführt werden.