Kultur in der Alpenstadt Bludenz
Einhörner in der Dämmerung
In Bludenz kommt es ständig zu fabelhaften Begegnungen. Auch bei der Nachtwächterführung.
TEXT: CHRISTIAN HAAS
Legenden gibt es in der Alpenregion viele über das Einhorn, ganz besonders in Bludenz am Knotenpunkt von Brandnertal, Klostertal, Großem Walsertal und Montafon. Die erste wirklich offiziell bestätigte Sichtung des Einhorns reicht gar ins Jahr 1260 zurück. Damals prägte man zum feierlichen Anlass der Stadterhebung von Bludenz eine Münze mit dem Einhorn darauf. Auch im ältesten Siegel der Stadt von 1329 ist das Einhorn abgebildet. Genauer gesagt ist es noch ein „unicornus“, denn die Übersetzung ins deutsche „Einhorn“ lieferte Martin Luther erst 200 Jahre später. Und weitere 500 Jahre später, also heutzutage, begegnet man bei einem Rundgang durch die 15.000-Einwohner-Stadt dem Fabelwesen eigentlich ständig – an Turmwänden, in Hotelnamen, auf den Etiketten der lokalen Brauerei. Apropos: Ein (oder mehr) Fohrenburger, das passt bei der regelmäßig woanders ausgetragenen Live-Musik-Reihe „Beats & Beer“ zweifellos gut, allein schon wegen des Namens.
Dunkle Schatten, helle Lokale
Eine andere beschwingte Bludenz-Erfahrung verspricht die beliebte Nachtwächterführung. Bei der lotst ein schwarz bemantelter Guide samt Hut und Laterne die aufmerksame und bis zu 14 Personen umfassende Kleingruppe vom Schloss Gayenhofen über den Platz vor der Laurentiuskirche (herrlich, dieser Ausblick!) in die historische Altstadt mit ihren hübschen Gassen und Laubengängen. Dabei werden natürlich eine Reihe spannender Geschichten (inklusive Einhörnern, soviel sei verraten) zum Besten gegeben, bevor die Tour dann bei einer Speck-Käse-Platte in einer Gaststätte in der Stadtmitte ausklingt. Zu rustikal? Exquisiter gestaltet sich die Küche im 2018 lässig-modern wiedereröffneten „das Tschofen“ mitten im Zentrum. Dort finden sich auch – was wiederum für einen Bummel bei Tageslicht spricht – zahlreiche Geschäfte, so auch der „Milka Lädele Erlebnis Shop“. Was der hier zu suchen hat? In Bludenz wird die beliebte Schokolade seit über 100 Jahren hergestellt (und einmal im Jahr das Milka-Schokofest zelebriert), täglich verlassen Dutzende Tonnen das Gelände der Firma. Deren Maskottchen, die lila Kuh, ist ja im Vergleich zum Einhorn nicht minder fabelhaft.