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Wildpark Feldkirch Sautränke © Agnes Ammann / Vorarlberg Tourismus

60 Jahre Wildpark Feldkirch

Vorarlberg Magazin
Wildpark Feldkirch – der Evergreen am Ardetzenberg

Bodensee Vorarlberg

Wildpark Feldkirch – der Evergreen am Ardetzenberg

Seit 1963 ist der Wildpark Feldkirch eines der beliebtesten Familien-Ausflugsziele in Vorarlberg. Ein Blick zurück.

TEXT: CARMEN JURKOVIC-BURTSCHER

Wir leben in einer Zeit, in der der Fortschritt natürliche Lebensräume immer weiter einschränkt und in der viele Kinder freilebende heimische Tiere nur noch aus Büchern kennen. Davon war der Feldkircher Kaufmann und damaliger Bezirksjägermeister Studienrat Karl Lampert bereits im Jahr 1963 überzeugt. Um das zu ändern, wollte er einen Ort schaffen, an dem die Menschen, allen voran Kinder und Jugendliche, eben diese Tiere aus nächster Nähe erleben können – jederzeit und für alle kostenlos. Die Idee für einen Wildpark am Feldkircher Ardetzenberg war geboren. Was im kleinen Kreis an einem Stammtisch begann, wurde bereits am 4. September 1963 mit der ersten Vollversammlung des Wildpark-Vereins besiegelt. Dass die Idee so zügig in die Tat umgesetzt wurde, lag jedoch nur zu einem Teil an Karl Lamperts vielfach überliefertem Tatendrang. Eine entscheidende Rolle spielte auch ein gewisser „Felix“.

Felix (c) Wildpark Feldkirch
Wildpark Feldkirch © Archiv Feldkirch Tourismus / Archiv Feldkirch Tourismus

Vor 60 Jahren: Felix, das bockige Gründungsmitglied

Felix, das bockige Gründungsmitglied
Der Steinbock Felix, der heute noch das Wildpark-Logo ziert, stammte aus einem Schweizer Tierpark. Ursprünglich war das Tier zusammen mit einem zweiten Bock angekauft worden, um „frisches Blut“ in eine kleine frei lebende Steinwildkolonie in Gargellen zu bringen. Während der eine das Angebot annahm, hatte Felix offenbar andere Pläne. Statt sich seinen Artgenossen im Hochgebirge anzuschließen, zog das Tier als Einzelgänger kreuz und quer durchs Land. Immer wieder wurde er in der Nähe von Siedlungsgebieten gesehen. Also entschied man sich, den streunenden Steinbock einzufangen.

So einfach jedoch, wie man sich das vorstellte, war es dann wohl doch nicht, Felix einzufangen. Martin Duelli, ehemaliger Schriftführer im Verein Wildpark Feldkirch, erinnert sich an ein Gespräch mit Ing. Rudolf Scherrer, einem der Mitgründer des Wildparks, über die ersten Einfangversuche: Eines Tages habe man Felix auf dem Stadtschrofen bei Feldkirch gesehen. Ing. Scherrer habe sich informiert, wie man den Streuner am besten einfangen könne. „Mit ,Biraschnitz‘“, also mit Birnenspalten, habe die Auskunft gelautet. Mit zwei Helfern, einem Seil und den besagten „Biraschnitz“ ausgerüstet, habe Scherrer sich auf den Weg gemacht, Felix einzufangen. Doch vergebens. „Es sei ihnen erst Monate später gelungen, den Steinbock bei einer Futterstation in Dornbirn abzufangen und nach Feldkirch zu bringen“, berichtet Martin Duelli. In aller Eile habe man daraufhin einen Zaun errichtet, um Felix am Ardetzenberg ein neues Zuhause zu geben.

 

Wildpark Feldkirch © Agnes Ammann / Vorarlberg Tourismus
Wildpark Feldkirch Sautränke (c) Agnes Ammann / Vorarlberg Tourismus

Große Unterstützung und reges Interesse
Mit Unterstützung der Stadt Feldkirch, von Grundstückseigentümer:innen aus der Nachbarschaft und mit zahlreichen freiwilligen Helfer:innen wurden noch im selben Jahr neue Gehege gebaut und weitere Tiere zugekauft. Vier Stück Damwild und drei Stück Rotwild wurden am Ardetzenberg angesiedelt. Auch Felix bekam Gesellschaft: Eine Steingeiß mit ihrem Kitz machte den Junggesellen über Nacht zum Familienvater. Nun stand der offiziellen Eröffnung nichts mehr im Wege. Trotz des schlechten Wetters fanden am 16. November 1963 zahlreiche Gäste, die Presse und auch der Rundfunk ihren Weg auf den Ardetzenberg.

Wildpark Feldkirch © Agnes Ammann / Vorarlberg Tourismus
Wildpark Feldkirch © Agnes Ammann / Vorarlberg Tourismus

Der Wildpark wächst
Im Folgejahr wurde anstelle des provisorischen Zaunes ein Felsgehege mit einer Kletterinsel aus 250 Tonnen Bruchgestein errichtet, um auch für die Steinbockfamilie eine möglichst naturgetreue Umgebung zu schaffen. Wieder ein Jahr später zog mit fünf Murmeltieren eine weitere Tierfamilie auf den Ardetzenberg. Fortan nahmen die Dinge ihren Lauf. Die Zahl der Tiere und der Tierfamilien stieg in den kommenden Jahren stetig – und auch der Wildpark selbst wuchs immer weiter. Neue Gehege wurden gebaut, ein Wirtschaftsgebäude errichtet, Spazierwege angelegt und Ruhebänke, Abfallkörbe und ein Brunnen wurden installiert. Bis heute wird die Infrastruktur laufend erweitert. Inzwischen verfügt der Wildpark über einen von der Lebenshilfe Vorarlberg betriebenen Kiosk mit Gaststube und warmer Küche, über einen großen Spielplatz sowie über eine frei zugängliche Grillstelle.

Rund 140 Tiere und unzählige Helfer:innen
Wildschwein, Murmeltier, Esel, Auerhahn, Luchs, Wolf und Co: Derzeit sind im Wildpark Feldkirch rund 140 Tiere unterschiedlicher Arten zu Hause. Während in den Anfangsjahren noch ein ehrenamtlicher Wildheger ausreichte, um die Tiere zu versorgen, sind heute ein Betriebsleiter, eine weitere ausgebildete Tierpfleger:in sowie ein Förster, ein Lehrling und eine Hilfskraft hauptberuflich mit der Hege und Pflege der Tiere beschäftigt. Darüber hinaus leisten unzählige Helfer:innen sowie der gesamte Vereinsvorstand zahllose Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Was Geld kostet, wird größtenteils über Sponsorengelder und Spenden finanziert. Denn ganz im Sinne der Gründungsidee soll das Erleben der heimischen Tierwelt im Wildpark Feldkirch auch 60 Jahre später für alle möglich und daher kostenlos sein. Besucher:innen, die einen Beitrag für den Erhalt und den Ausbau des Wildparks leisten wollen, haben an jedem Eingang oder auch online die Gelegenheit dazu.

Wildpark Feldkirch © Agnes Ammann / Vorarlberg Tourismus
Hirsche beobachten - Wildpark Feldkirch (c); Wildpark Feldkirch

Entdecken und Erleben im Wildpark Feldkirch
Ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee: Der Wildpark Feldkirch ist bei jeder Witterung ein lohnendes Ziel für einen Halbtages-Ausflug mit der ganzen Familie. Hunde dürfen, an der Leine geführt, den Wildpark ebenfalls gerne besuchen. Entlang der kinderwagentauglichen Wanderwege können auf einer großen oder kleinen Runde (3 bzw. 2 km) die meisten Tiere in ihren Freigehegen beobachtet werden. Darüber hinaus bieten das Fuchs- und das Bienenhaus teils interaktive Einblicke in die verborgenen Lebenswelten dieser Tierarten. Das Füttern der Tiere ist verboten. Einzige Ausnahme: Beim Futterhaus am Wildschweingehege ist gegen einen kleinen Unkostenbeitrag artgerechtes Futter für ausgewiesene Tierarten erhältlich. Tipp: Den Wildschweinen kann man beim Fressen nicht nur zuschauen, sondern durch ein spezielles Futterrohr auch ihrem genüsslichen Schmatzen lauschen.

Gut zu wissen: Aufgrund eines umfangreichen Hochwasserschutz-Bauprojektes in der Kapfschlucht ist der Wildpark Feldkirch bis voraussichtlich 2025 mit dem Auto nur eingeschränkt erreichbar. Ab März 2023 verkehrt an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr ein Wildpark-Shuttle ab Bahnhof Feldkirch. Wer den Besuch lieber mit einer kleinen Wanderung verbindet, erreicht den Wildpark zu Fuß in rund 30 Minuten auf acht unterschiedlichen Wanderwegen von Ausgangspunkten rund um den Ardetzenberg aus.

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