Posthotel Taube, Schruns
Das Haus am Platz
TEXT: Renate Breuß und Marina Hämmerle
Schruns erfährt aktuell eine rege Bautätigkeit – Bestehendes wird ertüchtigt und ergänzt, Zeitgenössisch-Alpines hinzugefügt. So auch am Kirchplatz, an dem die allseits bekannte „Taube“ einen besonders wichtigen Baustein im dörflichen Gefüge darstellt. Die neuen Eigentümer hieven gemeinsam mit dem Architekturbüro Bernardo Bader, den beteiligten Akteur:innen und regionalen Handwerksbetrieben in einem gestaltungsfreudigen Kraftakt das geschichtsträchtige Posthotel Taube ins 21. Jahrhundert. Sie alle bescheren dem Montafoner Kurort mit dem umfassend renovierten und erweiterten Hauskomplex neuerlich Glanz und Weltoffenheit.
Der Taube-Gastgarten ist legendär, seit 300 Jahren. Alte Kastanienbäume, knirschender Kies und klassisches Mobiliar machen dem großzügigen Gastgarten alle Ehre. Offen für Einheimische, Hotel- und Stammgäste, spontane Tagesausflügler und Wanderer ist auch kulinarisch für eine gute Durchmischung an der frischen Luft gesorgt. Im Sommer spenden die Bäume wohltuend kühlenden Schatten, im Winter strahlt die Sonne auf die offene Terrasse am Eck, mit vollem Blick auf den geschäftigen Kirchplatz. Hier wie da lässt sich´s gut verweilen, mit einem guten Wein im Glas und wunderbarem Kaiserschmarren auf dem Teller.
Konzeptuell besticht die Taube mit einem vielfältigen Raumangebot, ausgelegt für verschiedene Anlässe und Gustos. Im Freien punkten Wienerschnitzel und Kässpätzle, in der Schurle Halle Cocktails, Antipasti und Würste. Wer à la carte im Haupthaus isst, wählt zwischen zirbener Montafoner-, feierlich-roter Tauben- und informell-grüner Gaflunastube. Bezeichnend ist die Verarbeitung von regionalen Zutaten, in weltoffener und jahreszeitlicher Interpretation. Ein Tomaten-Paprika-Ragout mit Sura Kees, Rosmarin-Focaccia und Ei, das ist eine Shakshuka à la Taube, angeboten zur Alp- und Erntezeit. Ein herbstliches Highlight ist das Törggelen im Jagdhaus, mit Sturm, Kastanien, Brettljause und Apfelstrudel. Chef’s Table und Weinverkostungen sind ganzjährig im Angebot. Und wie es sich für ein regional gut verankertes Haus gehört ist und bleibt die Taube ein Ort für Hochzeiten (mit vor- und nachhochzeitlichen Events im Tubaloch), Taufessen und Leichenschmäuse – in guter Tradition.
All das geschieht mit Leidenschaft und Profession. Mit Oliver Fleisch kehrt ein welterfahrener Koch und Routinier an seinen Heimatort zurück, nach Jahren in den USA (im Grand-Hotel-Mackinac-Island), am Arlberg und im Südtirol. Den Neubau der Küche gestaltet er nach seinen Vorstellungen mit; seit der Eröffnung im Dezember 2023 weiß er ein 17-köpfiges Team zu managen. Fleisch zeigt ein gutes Gespür für die österreichisch-bürgerliche Küche, ohne Schnickschnack, mit einer guten Portion Eigenkreation. Convenience gibt es in der Taube nicht. Die Hirschwürste sind aus eigener Jagd, die Fleischlieferanten sind vom Metzger aus dem Tal, das Gemüse wächst gebietstypisch und lokal. Für die täglich frische Patisserie sorgt eine feinsinnige Konditorin; sein einstiger Parade-Lehrling, ein Syrer, ist mittlerweile Sous-Chef. Im Posthotel Taube sind alle Mitarbeitenden ganzjährig angestellt, eine gute Basis für Kontinuität und Verlässlichkeit.