C Blumenwiese, Alpe Streichbrunnen, Hittisau (c) Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Die Wiese Kunterbunt
Besuch bei den Wiesenmeistern
C Blumenwiese, Alpe Streichbrunnen, Hittisau (c) Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Besuch bei den Wiesenmeistern
Im Sommer ziehen die Steurers auf die Alpe Streichbrunnen, die bei Hittisau im Bregenzerwald liegt. Sie sind Wiesenmeister...
TEXT: THOMAS ZWICKER
Wegen der Ruhe, der Aussicht, der Natur und wegen ihrer Tiere. Die steilen Hänge dort werden nur einmal jährlich von Hand gemäht. So bleibt ein wahres Pflanzenparadies erhalten.
Von der Gemeinde Hittisau, knapp 2.000 Einwohner groß und wunderschön im Bregenzerwald gelegen, windet sich die schmale Straße steil bergauf. Sie führt durch Alpwiesen, grüne Wälder, immer wieder tun sich zur Seite große Panoramablicke auf. Dann zweigt in luftiger Höhe nach rechts ein kleiner Fahrweg ab, zwei befestigte Spuren nur mit hohem Graswuchs dazwischen, der an der Frontschürze des Autos rauscht wie raue See am Bug eines Schiffes. Der Weg endet an einem großen Gehöft inmitten blühender Wiesen, die eine Hälfte davon mit grünen Fensterläden und Blumenkästen dient als Wohnraum für Menschen, die andere als Stall fürs glückliche Vieh. Auf der Alpe Streichbrunnen leben Veronika und Vinzenz Steurer und ihr Sohn Patrik im Sommer. Sie sind Bergbauern – und Vorarlberger Wiesenmeister. Es ist sehr still hier oben, nur die Glocken der Ziegen klingeln.
„Wir ziehen jedes Jahr je nach Wetter etwa im Mai mit Sack und Pack und den Tieren von unserem Hof im Tal hier herauf“
sagt Vinzenz Steurer, kantig und knorrig und doch von einer Warmherzigkeit, die einen sofort gefangen nimmt. „Im September werden dann die Fensterläden dicht gemacht, und es geht wieder hinab, dann ist der Alpsommer zu Ende.“
Die Geheimnisse der Artenvielfalt
Die helle Jahreshälfte über bewirtschaften die Steurers ihre Alpe Streichbrunnen, auf gut 1.000 Meter Seehöhe gelegen, rund 22 Hektar groß und schon in vierter Generation in der Familie. Sie führen das Anwesen sehr liebevoll und nachhaltig nach traditioneller Art und Weise. Und das gelingt der Familie so gut, dass sie bereits als Vorarlberger Wiesenmeister ausgezeichnet wurde.
„Dies ist die gelbe Tag- und Nachtblume“, sagt Veronika Steurer, „wenn sie sich trotz Sonnenschein mittags schließt, dann schlägt das Wetter um und es gibt Regen.“ Die fröhliche, rotwangige Bergbäuerin zeigt auf ihre Gänseblümchen („die sind gut gegen bittere Galle“), daneben wachsen Margeriten, wilde Lilien und Zottiger Klappertopf. Der Schnittlauch kommt ans Essen, aus Minze und Wildem Majoran wird Tee gemacht. Auf der Wiese wachsen zudem einige unverträgliche Kräutlein, die werden auch von den Kühen gemieden.
Seit dem Jahr 2002 wird die Wiesenmeisterschaft von der Vorarlberger Landesregierung in Kooperation mit dem Vorarlberger Naturschutzrat organisiert. Die Bewertung der Wiesen erfolgt durch das Umweltbüro UMG. Zur Teilnahme berechtigt sind landwirtschaftliche Betriebe mit ökologischen Mindeststandards. Der Wettbewerb lobt all jene, die zu ihrer Verantwortung für den Lebensraum unseres Landes stehen. Es gibt drei Preiskategorien: Einzelfläche, Gesamtbetrieb und Alpbetrieb. Bei der Kategorie Alpbetrieb werden die Aspekte Vorkommen von seltenen Pflanzenarten, Ausgewogenheit der Weidebestände, Landschaftselemente, Trittschäden, Mistdüngung ja oder nein sowie Weidepflege und Biotopschutz bewertet.
„Wir wollen die Schönheit der Natur, unserer Pflanzen, erhalten“, darum wird nur einmal im Jahr von Hand gemäht, was unsere Tiere nicht fressen, und nur das Unkraut, alles andere bleibt stehen.“
Dank dieser aufwendigen Methode blüht und funkelt auf den Wiesen der Alpe Streichbrunnen ein kunterbuntes Blumenmeer, gedeihen Pflanzen, die es schon vor Jahrhunderten hier gab – und das gefiel den Juroren der Vorarlberger Wiesenmeisterschaft sehr. Dieser Wettbewerb, ausgeschrieben vom Land Vorarlberg, will den großen Aufwand auszeichnen, mit dem Bauern wie Familie Steurer die jahrhundertealte Nutzung des Naturraums bewahren und damit die Schönheit der Landschaft erhalten. Damit wird auch die Basis für den großen Erholungswert in Vorarlbergs Natur gelegt. Bewertet wird bei der Wiesenmeisterschaft unter anderem das Vorkommen seltener Pflanzen auf den jeweiligen Anwesen, aber auch andere Anstrengungen
einer standortgerechten Wiesenwirtschaft.
Wie wird man Wiesenmeister?
Steurers bewarben sich 2015 erstmals um die Meisterschaft, weil sie immer wieder von Wanderern auf die Schönheit ihrer steilen Wiesenhänge angesprochen wurden – eher zögernd haben sie schließlich ihre Teilnahme eingereicht. „Die Juroren waren dann im Juli bei glühender Hitze stundenlang auf den Weiden unterwegs, sie haben auch Wurzeln ausgegraben und uns erklärt, wofür die nützlich sein können“, sagt Veronika. „Dadurch ist uns erst richtig bewusst geworden, welche enorme Vielfalt wir hier oben haben, und wir haben uns riesig über den Preis gefreut, weil wir doch alles mit so viel Herzblut machen.“
Dazu zählt auch der liebevolle Umgang mit ihren Tieren. Rund 35 Kühe, Rinder, Kälber und Ziegen leben mit den Bergbauern auf der Alpe Streichbrunnen, nur nachts sind sie im Stall, tagsüber genießen sie die frischen Bergkräuter. Die Milch wird per Seilbahn ins Tal geschafft, auf der schmalen Holperstraße wäre das auf Dauer zu mühsam. Gerade schaut Tierärztin Daniela Erlenbusch aus Hittisau vorbei – die Veterinärin ist für eine Vielzahl von Bauernhöfen ringsum verantwortlich.
Das Leben in den Bergen ist einfach –
ohne Strom und fließend Wasser
Auf einige Bequemlichkeiten der Zivilisation müssen die Bergbauern im Sommer verzichten. Es gibt hier oben keine Wasserleitung, keinen Strom. Gekocht wird auf dem Holzofenherd, Frischwasser beziehen Steurers aus Bergquellen. Eine mündet in ein kleines Betonbecken im Raum neben der Küche, im kalten Wasser bleiben die Lebensmittel schön kühl, „nur Eiswürfel können wir damit natürlich nicht machen“, bedauert Sohn Patrik. Beim Bewirtschaften der steilen Wiesenhänge hilft immerhin ein kleiner offener Allrad-Transporter mit 25 Diesel-PS – „der wird bald 50 Jahre alt, aber damit kommt man zuverlässig überall hin“, sagt Patrik.
Auf der Alpe bleiben alle Türen offen
Und wie lebt es sich sonst so auf der Alpe Streichbrunnen, in dem knarrigen Holzhaus mit den prächtigen Blumen vorm Fenster, beschützt von einer 200-jährigen Fichte und mit Blick über das wunderschöne Tal hinüber zu Widderstein (2.553 Meter), Diedamskopf (2.090 Meter) und Hohem Ifen (2.230 Meter)? „Hier musst du nichts absperren, hier ist es friedlich“, sagt Bauer Vinzenz. „Ich werde das alles später gern übernehmen, ich finde die Natur einfach schön“, meint der Sohn. Mutter Veronika zeigt derweil stolz die WiesenmeisterUrkunde, Bestätigung, dass sehr viel sehr gut gelaufen ist hier oben auf ihrem Berg. „Wir haben die Aussicht, die Ruhe, die Natur“, sagt sie, „und wir könnten gar nicht anders, als jedes Jahr wieder hier hoch zu ziehen.“
Im September machen wir die Fensterläden dicht.
Dann ist der Alpsommer zu Ende.
Schöne aussichtsreiche Wanderung auf den Gipfel des Hochhäderichs, von wo man eine wunderbare Aussicht…
9.01 km
3.3 h
mittel
Schwierigkeit: | mittel |
---|---|
Strecke: | 9.01 km |
Aufstieg: | 735 m |
Abstieg: | 735 m |
Dauer: | 3.3 h |
Tiefster Punkt: | 833 m |
Höchster Punkt: | 1564 m |
Kondition: |
|
Erlebnis: |
|
Landschaft: |
|
Schöne aussichtsreiche Wanderung auf den Gipfel des Hochhäderichs, von wo man eine wunderbare Aussicht gegen…
Start der TourHittisau - Reute
Ende der TourHittisau - Reute
BeschreibungDiese Bergtour führt auf den wichtigsten Gipfel des vorderen Bregenzerwaldes. Vom Hochhäderich hat man eine wunderbare Aussicht nach Norden ins Allgäu und nach Süden in den Bregenzerwald. Man kommt an großen Felswänden vorbei, die aus Nagelfluhgestein bestehen und hier in sehr schöner Ausprägung zu sehen sind
15 Gemeinden im Grenzgebiet Allgäu-Vorderbregenzerwald haben 2008 den „Naturpark Nagelfluhkette“ gegründet, der sich auf ein Gebiet von rund 400 km² erstreckt.
Beste JahreszeitJAN | FEB | MRZ | APR | MAI | JUN |
JUL | AUG | SEP | OKT | NOV | DEZ |