Sie ist Doppel-Weltmeisterin im Freeriden.
Sie liebt Sportarten, die anspruchsvoll und kreativ sind
Charakterkopf
Nadine Wallner
So in sich ruhend sieht man Nadine Wallner selten – die junge Frau ist Weltmeisterin im Free Style
Freiheit. Für Nadine Wallner heißt das: morgens um vier aufstehen, die Ski auf den Rücken schnallen, den Berg hinaufstapfen und warten, bis die Sonne aufgeht. „Wenn du dann am Berg bist“, sagt sie, „dann ist das der schönste Moment am Tag, die totale Freiheit.“ Nadine Wallner ist nicht allzu groß, sie wirkt klar und hübsch auf eine Weise, die man gleich mit Ballettunterricht und zarten Folksongs verbindet. Doch ihr zarter Look täuscht. Nadine ist ein toughes Mädchen oder, mit ihren eigenen Worten: „Ein Mensch, der Grenzerfahrungen sucht.“
Woher das kommt, dürfte nicht allzu schwer zu erraten sein: Nadine Wallner wuchs in Reichweite des Arlbergs auf, konnte schon als Kind Ski fahren wie ein Irrwisch, der Vater Bergführer, auch der Bruder ein Schneeverrückter: „Die Berge waren mein Spielplatz.“ Dann der schwere Unfall in jungen Jahren, der Skistock bohrte sich in die Seite, die Milz musste raus, der Traum von der Karriere im alpinen Skisport ausgeträumt. Doch als Nadine Wallner wieder auf den Brettern stehen kann, landet sie beim Freeriden. „Heute bin ich froh, beim Alpinen Skifahren ist schon eine sehr große Disziplin gefragt!“ In ihrem Sport hingegen kommt es nicht auf Zeiten an, da geht es auch nicht in erster Linie um Konkurrenz. „Beim Freeriden kommt es darauf an, dass du dein eigenes Ding machst“, sagt Nadine Wallner und beschreibt die Faszination ihrer Sportart als goldenen Schnitt aus Mutprobe und kreativem Stilwillen.
Wenn man ihr zuhört, dann klingt das, was sie da draußen auf dem Berg treibt, wie ein lockerer Zeitvertreib für Hippies. Vom eigenen Ding ist oft die Rede, welches man tunlichst draufhaben müsse; von der harmonischen Gemeinschaft untereinander und immer wieder von: Freiheit. Sieht man sich allerdings an, wo Nadine Wallner so hinunterrast, vergisst man den Teil mit dem Hippieleben sofort wieder. Und dann diese Sprünge. Ein bisschen Zirkus ist auf jeden Fall dabei, allerdings fehlen Netz und doppelter Boden. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um so einen irrwitzigen Zeitvertreib zu lieben. Nadine Wallner grinst. Verrückt ist sie, keine Frage, aber auf eine liebenswerte Weise. Langweilig darf´s halt nicht werden in ihrem Leben. Gondeln fahren da keine mehr hoch, wo es die zweifache Weltmeisterin hintreibt; auf dem Rücken ein Rucksack, in dem eine Art Airbag vor Lawinen schützt. Gefährlich? „Ja, schon. Aber das sind Erfahrungen, die mich wachsen lassen.“
Nadine Wallner lacht viel und ausdauernd, ihr Facebook-Auftritt zeigt sie meistens gut gelaunt im Schnee. Sie studiert in Innsbruck, doch erstens ist sie mit Leib und Seele Profisportlerin, zweitens ist sie sicher „keine Regelstudienzeit-Studentin. Dafür stehe ich viel zu gern am Berg.“ Einen Freund hat sie auch, aber der kennt ihre Passion und weiß, wie häufig Nadine Wallner irgendwo auf der Welt „in Bewegung“ ist, seit einiger Zeit auch im Kreis der von Red Bull geförderten Athletinnen. Er weiß aber auch, dass Nadine immer wieder zurückkommt an den Arlberg: „Ich versuche, so viel Zeit wie möglich hier zu verbringen. Das ist meine Heimat, hier fühle ich mich wohl, tanke Energie für Abenteuer, Erkundungen und Reisen in ferne Länder.“