Die Party geht weiter
poolbar-Festival
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Herwig Bauer hat das poolbar-Festival erfunden.
Wenn‘s hektisch wird, läuft er zur Höchstform auf
Das alte Hallenbad in Feldkirch brummt wie der Trafo einer Eisenbahn. Junge Menschen wuseln herum, tragen Lautsprecher von einer Halle in die andere, schleppen Getränkekisten. So sieht kreatives Chaos aus, wenn in drei, vier Wochen ein Mega-Event wie das jährliche poolbar-Festival ansteht. Dumm ist nur, dass das erste Konzert schon nächsten Freitag stattfindet. Heute ist Dienstag, und noch ist von Herwig Bauer nichts zu sehen. „Normal“, sagt ein junger Mann mit einer Brille, die in den 60er-Jahren noch nicht so hip war wie heute, „der Herwig ist eigentlich nie pünktlich.“
Als „der Herwig“ im Hallenbad aufschlägt, 25 Minuten zu spät, aber mit einem feinen Lächeln auf dem Gesicht, fällt die Sorge, dass das poolbar-Festival ein wenig spät dran ist in diesem Jahr, sofort von einem ab. Herwig Bauer, Jahrgang 1973, ist tiefenentspannt. Der Mitbegründer und Geschäftsführer des poolbar-Festivals grinst: „Sieht noch unfertig aus, was?“ Schon. Er lacht. Sorgen macht ihm das nicht. Sein Organisationstalent hat er früh erprobt – als er in jungen Jahren ein Fußballturnier mit 60 Mannschaften auf die Beine stellte. Außerdem macht Herwig Bauer das poolbar-Festival, das vor Kurzem den Österreichischen Kunstpreis erhalten hat, schon 22 Jahre lang. Er hat zum Beispiel die Idee gehabt, Marilyn Manson nach Vorarlberg zu bringen – und hat sie umgesetzt. Einen Mann mit solchen Visionen wirft ein wenig Chaos nicht um.
Ohne die Glasbläserei und seine Liebe zum Fußball
gäbe es das poolbar-Festival in Vorarlberg gar nicht.
Behauptet jedenfalls Gründer und Organisator Herwig Bauer
„Die Idee, das brach liegende kreative Potenzial in Vorarlberg zu bündeln, hatte ich bei einem Glasbläserkurs“, erzählt er. 1993 war das. Ein Jahr später, damals noch im Pförtnerhaus des Landeskonservatoriums, begann die Geschichte des poolbar-Festivals: „Ich habe bekannte und unbekannte Künstler gebeten, für interessierte Vorarlberger einen Kurs zum Thema Malerei, Film, Grafik, Fotografie oder Theater anzubieten.“ Die „Feldkircher KreAktiv-Wochen“ kamen gut an, und es gab eine Überraschung: „Wenn die Kurse vorbei waren, blieben die Macher zum Feiern da.“
Aus den „Feldkircher KreAktiv-Wochen“ wurde schon im nächsten Jahr das poolbar-Festival im alten Feldkircher Hallenbad. Ohne viel bürokratisches Gesummse schafften Bauer & Friends mit viel Idealismus ein Event, das nun alljährlich den Kultursommer in Vorarlberg prägt. Dass er und seine Leute die baulichen Mängel des Hallenbads im Rahmen eines selbst ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs in die Hände nahmen, ist symptomatisch für die Art, wie das Festival geführt wird: Geht nicht gibt’s nicht. „Das ist auch ein bisschen unser Problem“, bekennt Herwig Bauer. „Wir leiern so viele Projekte an, dass nie so richtig Geld hängen bleibt …“
Tatsächlich hat Herwig Bauer noch einen Job in Wien, vom Festival leben kann der Familienvater nicht. Ob er schon mal daran gedacht hat, nach Wien zurückzukehren, wo er 16 Jahre lang studiert und gearbeitet hat? „Nicht wirklich. Das ist ja das Schöne daran, dass es in Vorarlberg keine Universität gibt“, sagt Herwig Bauer. „Alle müssen raus, um zu studieren und die Welt kennenzulernen – aber die meisten kommen irgendwann wieder zurück und bringen mit, was sie erlebt haben.“