C Lünersee Bergwelt © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Alpenstadt Bludenz
Bludenz und die drei Täler
C Lünersee Bergwelt © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Bludenz und die drei Täler
Bludenz liegt im Süden Vorarlbergs und ist ein charmanter Ausgangspunkt für Abstecher in drei Täler, von denen jedes seinen ganz eigenen Charakter hat
TEXT: STEFAN NINK
Da kommt einiges aufs Schönste zusammen: Kultur, Stadtleben und Natur. Gleich mehrere faszinierende Alpentäler liegen in der Nähe. Bludenz ist aber nicht nur ein toller Treff-, sondern auch ein charmanter Ausgangspunkt für Touren ins Brandnertal, ins Klostertal und in den Biosphärenpark Großes Walsertal.
Manchmal beginnt man ja besser am Ende, und beim Brandnertal ist das ganz bestimmt so: Dann steht man nach einer kurzen Seilbahnfahrt nämlich oben auf fast 2.000 Metern Höhe, schaut hinaus auf den Lünersee – und hält erst einmal die Luft an. Ist der schön! Und was hat der für eine Farbe! Und die Berge dahinter! Doch, das sieht tatsächlich alles wie gemalt aus, das Himmelsblau, das Aquamarin des Wassers, das verwischte Grau der Steilhänge, die den See wie einen Edelstein einfassen. Will man hier gleich schon wieder weg? Natürlich nicht. Also macht man sich auf den Weg um den See, um mehr von diesem Panorama aufzusaugen. Alle Wanderer, die einem auf der Runde entgegenkommen, haben übrigens ebenfalls diesen schwärmerischen Ausdruck im Gesicht. Und auch sie halten alle zwanzig, dreißig Meter an, um zu fotografieren.
Man begegnet den unterschiedlichsten Menschen im Brandnertal. Was vor allem daran liegt, dass dieses Tal für jeden etwas bietet. Es gibt einen Bikepark und etliche Mountainbike-Strecken ganz unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, die durch die wunderschöne Landschaft führen. Bogenschießen ebenfalls. Und Klettern natürlich. Wanderer finden über 400 Kilometer Wanderwege, die reizvollsten Strecken bringen einen zum Loischkopf oder zum Kesselfall, und bei gutem Wetter ist es auf dem Hochplateau Tschengla mit seiner Alpe Rona so zauberhaft, dass man denkt: Ach, eigentlich könnte man hier auch seine kompletten Ferien verbringen.
Anders als andere Täler in den Ostalpen ist das Brandnertal nicht zwischen steilen Hängen eingezwängt: Wenn man von Bürs über Bürserberg und Brand hinauffährt, kann man eigentlich immer und überall nach rechts oder links in die sanft ansteigende Landschaft abbiegen. Kinder finden übrigens den Tierwelten-Weg an der Alpe Parpfienz toll. An interaktiven Stationen können sie sich im Winterbau von Murmeltieren verstecken, Teil der Bienen GmbH werden oder mehr über Greifvögel und Eulen erfahren.
Für ein Tal, das keine zwanzig Kilometer lang ist, bietet das Brandnertal jedenfalls ziemlich viel Erlebniswert. Man darf nur nicht versäumen, es bis zu seinem Ende zu erkunden: Da liegt hoch oben nämlich dieser See, der von den Bergen eingefasst wird wie ein Aquamarin.
Auch im Klostertal spielt ein See die Hauptrolle – der auf 1.793 Meter Höhe gelegene Formarinsee mit der Roten Wand im Lechquellengebirge. Der See wird im Frühling vom Schmelzwasser gespeist, das von den Gipfeln strömt – er ist daher nicht immer gleich groß. Zu Fuß erreicht man das oft intensiv blaugrün schimmernde Gewässer aus dem Klostertal, aus dem Großen Walsertal und von Lech-Zürs aus. Oder man fährt mit dem Wanderbus durch das Zugertal direkt zum Formarinsee.
Überhaupt dreht sich hier vieles um das Wasser. Das etwa 30 Kilometer lange Klostertal (das bei Bludenz vom Walgau abzweigt und sich bis zum Arlberg und an die Tiroler Landesgrenze erstreckt) ist ein schmales Tal mit steilen Hängen rechts wie links, und überall stürzen sich schmale Wasserfälle an ihnen hinab. Reizvolle Rundwanderwege führen etwa zum Allmeinwasserfall und zum Fallbachwasserfall. Und mitten im Tal rauscht ja auch noch die Alfenz –„wildromantisch“ heißen solche Landschaften in Beschreibungen immer. Zwischendrin liegen Klösterle, Dalaas und Innerbraz mit schönen Hotels, guten Restaurants und langer Tradition. Um Reisende hat man sich nämlich schon immer gekümmert im Klostertal: Weil der Weg zwischen den Alpenkämmen früher lang und beschwerlich war, entstanden schon im Mittelalter erste Herbergen. In denen bekamen Händler und Säumer ein Zimmer, eine warme Mahlzeit und den einen oder anderen Becher Wein.
Bis heute ist das Klostertal ein Stück Vorarlberg geblieben, in dem sich aktive Besucher wohlfühlen: Fast immer muss man hoch hinauf, wenn man Wandern oder Mountainbiken möchte, zum Spullersee vielleicht, auf das Muttjöchle oder zur Wasserstuben-Alpe. Wer nicht so viele Höhenmeter überwinden möchte, kann ab Klösterle ins abgeschiedene Nenzigasttal bis zur Alpe wandern. Oder noch tiefer hinein in den Verwall.
Wer die Gegend zwischen Bludenz und dem Arlberg erkundet, stellt sich jedenfalls irgendwann bestimmt die Frage, warum bei diesen Schönheitswettbewerben eigentlich immer nur ein einzelner Ort zum schönsten Platz gekürt wird. Im Klostertal gäbe es eine Menge mehr, die das verdient hätten.
Und jetzt einfach mal irgendwo anhalten, da vorne vielleicht, da hat man einen schönen Überblick, anhalten, das E-Bike abstellen und – schauen. Ganz schön schön hier, oder? Es gibt Leute, die behaupten, das Große Walsertal habe damals bei der Schöpfung Modell gestanden für alle anderen Alpentäler, aber von denen seien längst nicht alle so gut gelungen. Wo sonst stehen schon vierzig Berggipfel Spalier? Und wo sonst hat man den Eindruck, man radle mitten durch eine dieser „Planet Erde“-Dokumentationen, in denen die schönsten Flecken der Welt vorgestellt werden?
Der Biosphärenpark Großes Walsertal ist an vielen Stellen so breit, dass es nicht mehr wie ein Tal aussieht, eher wie eine überdimensionierte Modelleisenbahnlandschaft. Die Orte werden durch spitze Kirchtürme markiert, beim Durchradeln verschwinden die Häuser hinter einem Farbinferno aus Blumenkästen. Und dann ist man auch schon wieder draußen aus Sonntag oder Fontanella, und dann ist da wieder diese Weite, die bei all den Bergen natürlich keine ist, sondern eher eine Tiefe, die hier alles zu haben scheint, die Baumgruppen, die Wiesen und Weiden, die Seen, die schroffen Gipfel weiter oben. Und überall existiert dieses scheinbar reibungslose Nebeneinander von bäuerlicher Kulturlandschaft und artenreicher Natur, von Acker und Dorf. So wie in diesem Tal, denkt man, so muss es einmal überall auf der Welt ausgesehen haben.
Vielleicht haben seine Namensgeber ebenso gedacht, als sie im 14. Jahrhundert das Tal besiedelten. Die Walser kamen aus der Schweiz, eine Volksgruppe, die sich aus dem Wallis aufmachte und überall in den Alpen Siedlungen gründete. Ihnen folgten andere, und alle lebten sie in und von der Natur. Das Große Walsertal ist heute ein Biosphärenpark der UNESCO. Die hält es für einen schützenswerten Lebensraum. Das Große Walsertal ist quasi eine Modellregion, in der der Mensch im Einklang mit der Natur lebt.
Als Besucher spürt man das bei jeder Begegnung mit den Einheimischen, bei jeder Jause, die ihm der Gastwirt auf der Alpe Oberüberluth mit einem stolzen „Kommt von glücklichen Kühen!“ serviert. Man spürtes oft beim Wandern und beim Plaudern mit den Menschen hier. Man spürt es sogar dann, wenn man irgendwo mit dem E-Bike anhält und einfach nur schaut.
Bludenz ist ein guter Ort für Gäste, die Natur und Kultur gleichermaßen begegnen möchten. Besonderes Plus: Als Gast der Alpenstadt, des Kloster- und des Brandnertals (bislang noch nicht mit dabei ist Nüziders) erhält man eine Gästekarte, mit der man kosten los freie Fahrt mit Bahn und Bus in ganz Vorarlberg genießt.
Fast 300 Kilometer Rad- und Mountainbikerouten aller Schwierigkeitsgrade laden dazu ein, die Bergwelt rund um Bludenz zu entdecken, am kraftschonendsten auf dem E-Bike. Eine reizvolle Tour ist die 155 Kilometer lange 5-Täler-Mountainbike-Tour rund um Bludenz, die man am besten mit dem E-Bike macht. Während der fünftägigen Fahrt genießt man tolle Aussichten auf das Rätikon-, Verwall- und Lechquellengebirge und übers Rheintal.
Bludenz ist ein guter Ort für Gäste, die Natur und Kultur gleichermaßen begegnen möchten. Besonderes Plus: Als Gast der Alpenstadt, des Kloster- und des Brandnertals (bislang noch nicht mit dabei ist Nüziders) erhält man eine Gästekarte, mit der man kosten los freie Fahrt mit Bahn und Bus in ganz Vorarlberg genießt.