Lech Zürs am Arlberg: Der Lechweg
Wildnis, Wellen, Wanderwonnen
Der von der Quelle bei Lech bis ins bayerische Füssen verlaufende Lechweg hat sich in zehn Jahren einen Topruf unter Genusswanderern erworben.
TEXT: CHRISTIAN HAAS
Happy birthday, Lechweg! 2022 feiert die 125 Kilometer lange Route ihr 10-jähriges Bestehen. 2012 als erster grenzüberschreitender Weitwanderweg mit dem Qualitätssiegel „Leading Quality Trails – Best of Europe“ ausgezeichnet, gilt die Strecke allein aufgrund steigender Wanderer- und Übernachtungszahlen als Riesenerfolg. Die Gründe? Generell bescheren derzeit Weitwanderwege den beteiligten Regionen eine erhöhte Nachfrage. Aber der Lechweg im Speziellen erweitert noch die potenzielle Zielgruppe, gilt er doch als vergleichsweise leichter Weitwanderweg, für den es weder überdurchschnittliche Kondition noch Kletterexpertise braucht – schließlich führt die Route meist berg- respektive flussabwärts und hat keine besonders anstrengenden Passagen, von Gipfelwegen mal ganz abgesehen. Für weitere Pluspunkte sorgen die abwechslungsreiche Wegführung am Lech entlang, durch Wiesen, Felder und Auwälder, ferner eine lückenlose Beschilderung, interessante Veranstalterangebote samt Gepäckservice sowie mannigfaltige Unterkünfte von der Pension bis zum Vier-Sterne-Hotel.
Kurz: Auf den sechs bis acht Etappen von der Quelle bis Füssen fühlen sich gemütliche Wanderer wohl. Wobei es aufregend losgeht. Schließlich müssen sich am Formarinsee oberhalb von Lech die zwischen Felsvorsprüngen, Alpenrosen und Edelweiß hervorsprudelnden Bäche erst einmal zu einem breiteren Rinnsal sammeln. Ein Schauspiel! Hinter den schindelverkleideten Hotelpalästen und blumenumrankten Häusern des mondänen Urlaubsortes geht es hoch über einem Canyon weiter nach Warth und via Steeg ins charmante Holzgau, wo sich der Weg gabelt. So wollten seine Planer jenen Wanderern eine Alternative bieten, die sich vor der 200 Meter langen Hängebrücke ängstigen, die sich in 110 Metern Höhe über das Höhenbachtal spannt.
Highlights am Fluss
Wer indessen Gefallen an Schaukelbrücken findet, sollte im lechabwärts gelegenen Reutte einen Abstecher zum neuen Weltrekordhalter einplanen: die 403 Meter lange Fußgängerbrücke „highline179“, welche die Ruine Ehrenberg mit dem Fort Claudia verbindet. Vorher jedoch warten noch andere Höhepunkte. Hinter Holzgau und Bach zieht der mittlerweile stattliche Lech in weiten Schleifen seine Bahn durch das breiter werdende Tal, bildet Kiesel- und Geröllbänke sowie Inseln aus. Und wieder ganz anders gibt sich der Weg hinter Reutte, nämlich durch herrliche Wälder hinunter bis zum Alpsee, an dessen Ende Schloss Neuschwanstein noch märchenhafter rüberkommt als man es aus unzähligen Broschüren kennt. Wem die unvermeidbaren Besuchermassen zu viel werden, biegt einfach vorher ab und folgt dem Lechweg bis zu seiner Endstation im netten Städtchen Füssen.