Entschleunigung im Biosphärenpark Großes Walsertal
Mit der Natur im Einklang
Im UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal setzt man auf Kräuter, Käse, Holz und unberührte Natur.
TEXT: CHRISTIAN HAAS
UNESCO Biosphärenparks, zu denen auch das Große Walsertal zählt, sind Musterregionen für nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen, bei denen die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur im Mittelpunkt steht. Damit sind sie einerseits Gütesiegel für regionale Produkte und nachhaltigen Tourismus, andererseits aber auch ein Zukunftskonzept für die Menschen vor Ort. Soweit die Theorie. Wie es im dünn besiedelten Großen Walsertal in der Praxis aussieht, erfährt man im 2015 eröffneten biosphärenpark.haus in der Ortschaft Sonntag. In Gestalt einer interaktiven Ausstellung. Und in Gestalt von Monika Bischof.
Sag’s durch die Blume!
Die Projektassistentin im Biosphärenmanagement hat viel zu erzählen. Etwa von der Dreistufenwirtschaft, den drei Parkzonen (so gilt etwa in der Kernzone wie dem Gadental ein Wegegebot) und drei beispielhaften Projekten. Nummer eins: der Walserstolz, „ein hochwertiger, in regionalen Sennereien und Alpen aus tagesfrischer Gras- und Heumilch hergestellter Bergkäse“. Das Öko-Konzept Bergholz, Nummer zwei, umfasst neben der sensiblen Holzentnahme auch die Vor-Ort-Verarbeitung zu hochwertigen Endprodukten plus Selbstvermarktung. Für Beispiel Nummer drei verweist Monika auf den Kräutergarten und dort auf „typische Walser“: Ringelblume, Lavendel, Schafgarbe, Königskerze, Frauenmantel und andere. Sie stehen im Blickpunkt einer Handvoll Kräuterpädagoginnen, die sich lose zusammengeschlossen haben, um sich intensiv über Kräuter auszutauschen und traditionelles Wissen weiterzugeben.
Von der Bergwiese in die Teetasse
Monika weiß: „Auch Gäste profitieren. So bieten zwei der Frauen im Sommer alle zwei Wochen eine Wiesen- und Kräuterwanderung an. Susanne Türtscher wiederum lädt regelmäßig zu Kräuterveranstaltungen in ihr Seminarhaus Mühle und der Kneipp-Aktiv-Club Großes Walsertal widmet sich auch immer wieder mal dem Thema (essbare) Kräuter und einfache Verarbeitung.“ Und dann ist da freilich noch das Projekt „Bergtee“, wobei Monika betont: „Bergtee ist kein Produkt, Bergtee ist eine Geschichte!“ Und die erzählt von den Menschen im Tal, die Kräuter sammeln und trocknen lassen, diese dann zur Sammelstelle bringen, wo köstliche, immer wieder neue Mischungen (aus mindestens sieben Kräutern) entstehen. Aus dieser Geschichte ist sogar ein Buch entstanden. Das kann man im biosphärenpark.haus ebenso kaufen wie die Tees – für daheim oder für die Pause bei einer der vielen Wander- und Bergtouren in der Umgebung. Dabei lohnt es sich, nicht nur generell Ausschau zu halten, sondern auch nach speziell errichteten und gekennzeichneten „wohl.plätzen“. Diese laden zum bewussten Sitzenbleiben, Genießen und zur Ruhe kommen ein.