Naturtipps Vorarlberg
Lebensraum Wiese
Vorarlberg ist geprägt von einer abwechslungsreichen Landschaft mit zahlreichen Wiesenflächen, die viele bedeutende ökologische Funktionen erfüllen und Naherholungsraum für uns Menschen darstellen.
Dass es so viele Wiesen und Weiden in Vorarlberg gibt, dafür ist hauptsächlich der Mensch verantwortlich. Ohne seine Einwirkung wäre der Wald auf vielen Flächen der vorherrschende Lebensraumtyp, Wiesen gäbe es nur oberhalb der Waldgrenze oder dort wo keine Wälder aufkommen können, wie auf Mooren oder in dynamischen Flussauen. Mit Beginn der Siedlungsgeschichte geht auch die Entstehungsgeschichte des Grünlandes einher. Die Nutzung von Wiesen ist eine jahrhundertalte Bewirtschaftungsform in unserem Land. Um das Vieh über den Winter zu bringen, musste Heu als Vorrat angelegt werden, so entstanden die ersten Heuwiesen. Nachweise für diese Entwicklung führen bereits ins frühe Mittelalter zurück.
Aber nicht nur der Mensch hat das Erscheinungsbild stark geprägt, sondern vor allem auch die letzten Eiszeiten sind entscheidend dafür, wie die Landschaft heute aussieht. Die Reste der Ablagerungen und die Moränenreste der Gletscher bilden heute den Boden in den Hang- und Tallagen. Insbesondere die Hanglagen sind sehr fruchtbar und ein Grund für die Arten- und Wiesenvielfalt in Vorarlberg.
Die vielfältigen Wiesen in Vorarlberg sind nicht nur Lebensraum für Pflanzen, sondern auch für zahlreiche Tierarten. Je nach Bewirtschaftung und Standortfaktoren bilden sich unterschiedliche Pflanzengemeinschaften auf einer Wiese aus, welche wiederum Lebensgrundlage für die Tier-, vor allem der Insektenwelt sind. Blütenbestäubende Insekten, wie Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. sind auf Kräuter und Blumen als Nahrungsquelle angewiesen.
Daher – Artenvielfalt braucht bunte Wiesen!
Dort, wo nicht oder nur mäßig gedüngt wird, die Nährstoffe also eher knapp sind, können sich Blütenpflanzen besser durchsetzen, da sie weniger Konkurrenz von Gräsern erhalten. Extensiv genutzte Wiesen werden außerdem nur einmal im Jahr gemäht und auch erst dann, wenn die Pflanzen bereits geblüht haben. Dadurch haben sie genügend Zeit ihre Samen auszubilden, die sie für die Vermehrung benötigen. Solche Wiesen weisen eine besonderes hohe Blüten- und Insektenvielfalt auf. Diese Bergmagerwiesen finden wir in den höheren Lagen in Vorarlberg und sie zählen zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt. Diese artenreichen Bergwiesen beheimaten auf ihrer Fläche gesehen mehr Arten, als auf vergleichbaren Flächen im tropischen Regenwald zu finden sind. Und dies gilt nicht nur für die Pflanzen. Denn je mehr Blumen, desto mehr Wiesenbewohner.