

C Wandern durch Bregenzerwälder Waldlandschaften (c) Alex Kaiser - Bregenzerwald Tourismus
Naturtipps Vorarlberg
Waldlandschaft
Wälder bieten nicht nur Lebensraum für unzählige Organismen, sondern auch Ressourcen für den Menschen
Vorarlberg ist bekannt für seine beeindruckenden Waldlebensräume. Ein Drittel der Landesfläche ist von Wald bedeckt. Ein Waldökosystem ist eine mitunter sehr komplexe Lebensgemeinschaft von Organismen, die sich durch eine bestimmte Vitalität, Stabilität und Vielfalt besonders auszeichnet und sich in einem stetigen Anpassungsprozess befindet. Es ist ein Zusammenspiel von Boden, Wasser, Klima, Lage und Gelände sowie von zahlreichen Pflanzen- und Tierarten und Mikroorganismen, die ein „Netz des Lebens“ bilden. Diese Wälder sind nicht nur Heimat für bekannte Tiere wie Rehe, Hirsche und Füchse, sondern auch für seltene und geschützte Arten wie den Alpenbockkäfer oder den Auerhahn.
Die Waldlandschaft Vorarlbergs ist äußerst vielfältig und umfasst verschiedene Waldtypen. Viele Gebiete in Vorarlberg zeichnen sich durch einen ausgewogenen Mischwald aus. In tieferen, sonnenseitigen Lagen dominieren vor allem Buchenmischwälder. In höheren Lagen sind hauptsächlich Nadelhölzer wie die Fichte und die Weißtanne zu finden. In den Tallagen war Vorarlberg früher von ausgedehnten Auwaldstrukturen geprägt. Heutzutage findet man an den Flüssen Vorarlbergs nur noch einzelne Restbestände dieser ökologisch äußerst wertvollen und sehr dynamischen Auwald-Ökosysteme. Eine Besonderheit der Waldlebensräume in Vorarlberg stellen die sogenannten Plenterwälder dar, welche vorwiegend im vorderen Bregenzerwald zu finden sind. Diese schonend bewirtschafteten Waldstrukturen stellen einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar.
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was die Natürlichkeit betrifft.
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ischt des vom Arlberg bis zum Pfänder
Das komplexe Netzwerk aus Bäumen, Sträuchern, Pflanzen und Tieren sorgt für ein stabiles Ökosystem, das zahlreiche Funktionen erfüllt. Wälder bieten nicht nur Lebensraum für unzählige Organismen, sondern auch Ressourcen für den Menschen. Sie regulieren das Klima, schützen vor Erosion und Lawinen und sind wichtige Wasserreservoirs. Gleichzeitig sind sie ein wertvoller Ort der Erholung für die Menschen, die in und um Vorarlberg leben oder die Region besuchen. Waldlehrpfade, Naturwaldreservate und eine Vielzahl an Wanderwegen im Wald laden dazu ein, die Schönheit und die Geheimnisse der Wälder zu erleben.
Naturtipps im Lebensraum Wald
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01 Buntspecht - Hör mal, wer da hämmert
In den zahlreichen Wäldern und Parks Vorarlbergs lohnt es sich, etwas genauer hinzuhören. Wenn nämlich der Buntspecht unterwegs ist, macht sich dieser meist durch zahlreiche Lautäußerungen bemerkbar. Seien es die unüberhörbaren Bettelrufe der jungen Küken in der Bruthöhle oder das Trommeln gegen Bäume im Frühjahr, um ein Weibchen anzulocken: Mit etwas Glück und einem Fernglas sind die Vögel beinahe zu jeder Jahreszeit gut zu entdecken. Äußerlich erkennbar machen sich Buntspechte durch ein schönes Federkleid, das durch rote Punkte an der Schwanzunterseite auffällt. Neben dem außergewöhnlich breiten Spektrum an Lebensräumen, überraschen die Spechtweibchen mit einem weiteren Fakt: Manche von ihnen schaffen es, ihren Gatten zu umgehen, und ziehen meist mit einem jüngeren Männchen noch eine zweite Brut groß. In der Biologie nennt man dieses Phänomen Polyandrie (Vielmännerei)
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02 Zirbe - Die Königin der Alpen
Die Zirbe, auch Arve genannt, ist ein faszinierender Nadelbaum, der in den hochalpinen Regionen der Alpen beheimatet ist. Die Zirbe kann bis zu 25 Meter hoch werden und ihre Nadeln verleihen dem Baum ein dichtes, grünes Erscheinungsbild. Was die Zirbe so besonders macht, ist ihre vielfältige Verwendung. Durch die außergewöhnliche Dichte des Holzes sowie die lange Haltbarkeit wird sie gerne zur Möbelherstellung oder zum Innenausbau verwendet. Für den aromatischen Duft der Zirbe sind vor allem sogenannte Terpene zuständig, die nachweislich Stress reduzieren und den Schlaf verbessern. Zudem haben die Zirbenzapfen kleine, schmackhafte Samen, die in der Küche Verwendung finden. Die Zirbe spielt auch eine wichtige Rolle im Ökosystem der alpinen Wälder. Sie schützt den Boden vor Erosion, bietet Lebensraum für zahlreiche Tierarten und reguliert den Wasserhaushalt in den Bergen.
Schutz und Erhaltung: Der Klimawandel und menschliche Eingriffe in die alpinen Ökosysteme setzen der Zirbe stark zu. Da sie in der Jugend sehr langsam wächst, ist sie lange vom Schneeschimmelpilzbefall bedroht. Zudem ist sie sehr empfindlich gegenüber Kronenbruch bei Nassschnee sowie Verbiss- und Fegeschäden durch Wild.
Tipp zum Erleben: Die Vorkommen der Zirbe sind in Vorarlberg im Vergleich zu anderen Bundesländern eher gering. Sie wächst vor allem am Arlberg und im Montafon auf einer Höhe von bis zu 2.200m.
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03 Bartflechte - Wenn Bäume einen Bart tragen
Wenn die Winter kalt und die Wälder kahl werden, entpuppt sich bei Spaziergängen ein sonst unscheinbares Phänomen. Manche Baumriesen in Vorarlberg scheinen einen Bart zu tragen. Was auf den ersten Anschein wie eine Krankheit anmutet, sind in Wahrheit hängende Bartflechten mit wichtigen Funktionen für das Ökosystem. Diese Baumbärte sind lebende Doppelwesen. Ein Teil von ihnen besteht aus Pilzen, der andere aus Algen. So leben sie ein vom Baum relativ unabhängiges Leben und schaden diesem weder durch Nährstoff- noch Wasserentzug. Die beteiligten Algen vermögen es, durch Photosynthese wichtige Zuckerverbindungen herzustellen, während die Pilze für die Nährstoff- und Wasseraufnahme aus der Luft zuständig sind.
Schutz und Erhaltung: Letzteres verleiht den Baumbärten eine wichtige Funktion, die wir Menschen uns nützlich machen. Da sie nur in Gebieten mit hoher Luftqualität überleben, können Ökolog:innen Rückschlüsse über die allgemeine Schadstoffbelastung ziehen. Umso trauriger, dass die Art auf vielen Roten Listen Mitteleuropas steht und als stark gefährdet gilt.
Tipp zum Erleben: Wer in Vorarlberg echte Baumbärte sehen möchte, sucht am besten an Nadelbäumen in der Nähe von Flüssen nach ihnen.
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04 Auerhahn - Ein Tänzer im Wald
Das Auerhuhn (Tetrao urogallus), stolz und majestätisch, ist ein Symbol der Wälder und Bergregionen. Es ist das größte Huhn Europas und ein Meister der Tarnung. Mit seinem imposanten Gefieder passt es sich perfekt an die Waldumgebung an. Männliche Auerhühner, auch Auerhähne genannt, beeindrucken mit prächtigen Schmuckfedern und einem eindrucksvollen Balztanz während der Paarungszeit. Wer dieses Tanzspektakel einmal beobachten durfte, erinnert sich noch lange daran.
Schutz und Erhaltung: Der Schutz des Auerhuhns erfordert den Erhalt seiner natürlichen Lebensräume. Effektive Schutzmaßnahmen beinhalten die Einrichtung von Schutzgebieten, die Förderung nachhaltiger Forstwirtschaft und die Reduzierung menschlicher Störungen während der Brut- und Aufzuchtzeiten. Wichtig ist dabei vor allem im Spätwinter und im Frühjahr bei Schitouren und Schneeschuhwanderungen darauf zu achten, nicht in der Dämmerungszeit früh am Morgen und abends unterwegs zu sein, da es hier zur Störung der Tiere kommen kann.
Tipp zum Erleben: Wenn man einmal das Glück haben sollte, einem Auerhahn zu begegnen, sollte man immer genügend Abstand halten, um das Tier nicht zu stören. Ein Besuch im Wildpark Feldkirch ermöglicht es, diese imposanten Tiere auch einmal „in Echt“ zu sehen.