C Kleinwalsertal Gottesacker Widderstein (c) Kleinwaslertal Tourismus
Im Labyrinth der Steine
Unterwegs im Kleinwalsertal
C Kleinwalsertal Gottesacker Widderstein (c) Kleinwaslertal Tourismus
Unterwegs im Kleinwalsertal
Ein Berufsleben und fast ein Menschenleben lang wandert
Ernst Haller schon – am liebsten im Kleinwalsertal, seiner Heimat.
Bei einer Wanderung auf das Gottesackerplateau hat er uns seine
Geschichte erzählt – und noch viel mehr
TEXT: ANNE SCHÜSSLER
Mit festem, strammem Schritt wandert Ernst Haller voraus.
In kleinen Serpentinen geht es den Berg hinauf. Der Weg ist steinig und schmal, trotzdem geht der Ernst ihn, als würde er ihn auswendig kennen. Sein Blick schweift über die Landschaft und das Tal weit unten, das an diesem Morgen noch unter einer dicken Wolkendecke liegt, als würde es einmal ausschlafen wollen.
Ernst Haller dagegen ist schon topfit. Er ist Bergführer im Kleinwalsertal und begleitet uns heute zum Gottesackerplateau. Diese einzigartige, unter Naturschutz stehende Karstlandschaft liegt nördlich des Hohen Ifens und ist am einfachsten über die Ifenbahn zu erreichen. Über Millionen von Jahren hat das Wasser hier auffällige Rillen und Klüfte aus dem Schrattenkalk gelöst. Das Wasser versickerte außerdem durch Spalten tief in den Kalk hinein und schuf dadurch zahlreiche Karsthöhlen auf dem Plateau. So entstand diese ganz besondere Felsenformation, die Heimat vieler Pflanzenarten ist: Alpenrose, Silberwurz, schwarze und rote, nach Vanille duftende Kohlröschen, Wacholder, Einbeeren, Astern, Frühlingsenzian, Wollgras und Schnittlauch – sie alle wachsen hier unter dem Ifen prächtig. Woher das Plateau seinen Namen hat, weiß niemand genau. Einer Sage nach fragte ein Bettler auf einer Alpe nach etwas Schmalz. Im Gefäß unter der dünnen Schmalzschicht war jedoch Mist. Für diese Verhöhnung strafte Gott den Senn und seine Familie – aus der Alpweide wurde diese Felslandschaft.
Schon als kleiner Bub wanderte Ernst Haller regelmäßig
auf die Alpe seiner Eltern
Während wir weiter nach oben steigen, werden die Wolken immer dichter. Um uns herum liegt eine weiße Wand, die uns von der Welt abzuschotten scheint, wie ein riesiger Wattebausch. Uns bleibt nur noch die Landschaft direkt vor uns und die ist wunderschön: grüne und saftige Wiesen, aus der Ferne hören wir Kuhglocken bimmeln, an den Blumen am Wegesrand hängen kleine Wassertropfen, die im Licht glitzern. „Diese Momente voller Stille liebe ich ganz besonders“, erzählt Ernst Haller. Seit über 70 Jahren wandert und klettert er auf Berge in der ganzen Welt. Erst war es nötig, dann Beruf, bis jetzt ist es Leidenschaft. Schon als kleiner Bub musste er regelmäßig hoch auf die Alpe seiner Eltern wandern, das Vieh versorgen und Rahm holen.
Bei diesen Botengängen habe ich die Natur erlebt und erfahren, und ich kann mich noch gut an Wanderungen erinnern, wie heute im Nebel. Das hat mir damals schon gut gefallen
Je weiter wir gehen, umso faszinierender wird die Landschaft: Große Felsen ragen in die Höhe, bewachsen von Moosen und Wiesenkräutern. Auf dem Boden entstehen nun Rinnsale und Wasserpfützen. Schwarze Alpensalamander kriechen aus ihren Verstecken. Niedliche Kerle, die sich von uns ausgiebig begucken lassen. „Ja, die sind selten geworden“, sagt Ernst, der über unsere Begeisterung kurz amüsiert wirkt. Er hat natürlich schon öfter welche gesehen.
Und dann biegt der erfahrene Bergführer plötzlich vom Weg ab und führt uns querfeldein weiter. Leichtfüßig klettert der Mann über jeden Felsen, Geröll und Löcher scheinen ihm nichts auszumachen.
Mit zunehmendem Alter nutze ich das Wandern gerne zum Abschalten und erfreue mich an der Natur. Die Monotonie der Bewegung befreit mich
Dann bleibt er auf einem Felsvorsprung stehen, und als wir bei ihm ankommen und auf die vor uns liegende Landschaft blicken, können wir nur staunen. Wir haben das Plateau erreicht.
Vor uns erstreckt sich eine graue Felswüste. Tiefe Spalten und Risse durchziehen das Gestein. Es glänzt an einigen Stellen schwarz vom Regen. Kleine Farne wachsen aus den Rillen empor, ansonsten sind keine Pflanzen zu sehen. Durch die tief hängenden Wolken herrscht eine mystische Stimmung, nur das stetige Plätschern und Tropfen des Wassers ist zu hören.
Andächtig sitzen wir auf einer Holzbank,
an die Wand der Hütte gelehnt,
und genießen die vollkommene Stille.
Wir arbeiten uns langsam über die Karstlandschaft voran – Ernst Haller an der Spitze. Ohne ihn hätten wir uns hier sicher verlaufen. Ab und an werfen wir einen Stein in eine der Spalten, um zu testen, wie tief es dort hinab geht. Fazit: Wir sollten besser nicht dort hineinfallen. Also klettern wir vorsichtig weiter. Als wir die geschlossene Hütte der Hahnenköpflebahn erreichen, sind wir ziemlich geschafft. Das Klettern über die Felsen macht müde.
„So eine Tour wie heute sollte man auf keinen Fall ohne Bergführer probieren“ erklärt der Ernst ganz ernst, während wir uns mit einem mitgebrachten Brot stärken. „Außerdem sollte man genug zu trinken dabei haben. Ab der Ifenhütte gibt es nichts mehr und eine vollständige Überquerung des Plateaus dauert viele Stunden.“
Andächtig sitzen wir auf einer Holzbank, an die Wand der Hütte gelehnt, genießen die vollkommene Stille. Ernst hat ein zufriedenes Lächeln aufgesetzt und jetzt verstehen wir, was ihn seit 60 Jahren in die Berge treibt – es sind Momente wie dieser.
Bei Wanderungen im Kleinwalsertal ist man im Allgemeinen in einer Lage zwischen 1.100 und 2.500 Metern unterwegs. Hoch hinaus führen die Gipfel vom Großen Widderstein (2.536 Meter), der Kanzelwand (2.058 Meter) und dem Hohen Ifen (2.229 Meter).
Eine einzigartige und besondere Wanderung ist außerdem der Aufstieg zur Schwarzwasserhütte samt Besuch der unter Landschaftsschutz stehenden Alpe Melköde.
Keine Tour ist wie die andere – auch wenn man sie zum hundertsten Mal macht.
Tagestour für ausdauernde Wanderer über die karge und faszinierende Karstlandschaft.
14.44 km
6.5 h
schwer
Schwierigkeit: | schwer |
---|---|
Strecke: | 14.44 km |
Aufstieg: | 950 m |
Abstieg: | 1161 m |
Dauer: | 6.5 h |
Tiefster Punkt: | 1053 m |
Höchster Punkt: | 2077 m |
Kondition: |
|
Erlebnis: |
|
Landschaft: |
|
Tagestour für ausdauernde Wanderer über die karge und faszinierende Karstlandschaft.
Start der TourHirschegg
Ende der TourRiezlern
BeschreibungDie Tour führt über die wild zerklüftete Karstlandschaft des Gottesackerplateaus – für geologisch und botanisch Interessierte ein absolutes Muss! Ein Highlight sind auch die nahen steilabfallenden Wände des Ifenplateaus beim Aufstieg durch die Ifenmulde. Für diese lange Tour unbedingt ausreichend Getränke und Proviant mitnehmen – schon ab der Ifenhütte gibt es keine Einkehr- oder Verpflegungsmöglichkeiten mehr.
Beste JahreszeitJAN | FEB | MRZ | APR | MAI | JUN |
JUL | AUG | SEP | OKT | NOV | DEZ |
Eine nicht allzuschwere, schöne und interessante Bergwanderung mit Einkehrmöglichkeit auf der GenussHütte Melköde.
4.95 km
3.3 h
mittel
Schwierigkeit: | mittel |
---|---|
Strecke: | 4.95 km |
Aufstieg: | 350 m |
Dauer: | 3.3 h |
Tiefster Punkt: | 1275 m |
Höchster Punkt: | 1625 m |
Kondition: |
|
Erlebnis: |
|
Landschaft: |
|
Eine nicht allzuschwere, schöne und interessante Bergwanderung mit Einkehrmöglichkeit auf der GenussHütte Melköde.
Start der TourHirschegg
Ende der TourHirschegg
BeschreibungDie Wanderung führt Sie in ein geologisch und botanisch hochinteressantes Seitental. Bis in die Melköde wandern Sie auf leicht ansteigendem Weg durch den Rüchewald, dann geht es auf dem Bergweg hinauf zur Schwarzwasserhütte und wieder retour. Das Schwarzwassertal ist ein bedeutendes Rückzugsgebiet bedrohter Tierarten, wie Auer, Birk- und Haselwild, Sperber, Steinhuhn, Steinadler, Uhu, Wasseramsel, Kreuzotter, usw. und auch die pflanzliche Artenfülle ist bemerkenswert.
Beste JahreszeitJAN | FEB | MRZ | APR | MAI | JUN |
JUL | AUG | SEP | OKT | NOV | DEZ |