Dear to me:
Kunsthaus Bregenz wird 20
Das Kunsthaus Bregenz wird 20 Jahre alt. Wer wäre da besser für eine Jubiläumsausstellung geeignet als sein Architekt Peter Zumthor?
Datum: 11. Oktober 2017
In den 20 Jahren seines Bestehens hat sich das Kunsthaus Bregenz (kurz KUB) zu einem Fixpunkt für jeden Besuch in der Vorarlberger Landeshauptstadt entwickelt. Es gehört inzwischen zu Bregenz wie die Festspiele oder der Bodensee. Darum werden die zwei Jahrzehnte KUB auch gebührend gefeiert. Der Sommer des Jubiläumsjahres startete bereits eindrucksvoll: Adrián Villar Rojas richtete „The Theater of Disappearance“ aus. In einem vierteiligen Zyklus verwandelte er das KUB in eine Passage durch die Geschichte der menschlichen Kultur von ihrer Entstehung bis zur Postapokalypse. Der Künstler holte sich dabei sichtbar Inspiration von drei der großen Meisterwerke der Kunst: Der Madonna del Parto von Piero della Francesca, Picassos Guernica und Michelangelos David.
Zumthor kehrt zurück
Vom 13. Mai bis 27. August inszenierte Rojas seine wahrscheinlich gelungenste und umfassendste Ausstellung darüber, wie wir Raum wahrnehmen. Mit 16. September übernahm nun niemand geringerer als Peter Zumthor die Gestaltung der Räume im KUB. Es war der Schweizer Architekt, der vor inzwischen 20 Jahren das Kunsthaus gestaltete. Seine Fassade aus Glas, Stahl und Beton fällt im Bregenzer Stadtbild sofort auf. 1998 gewann Zumthor mit dem Kunsthaus Bregenz den renommierten Mies van der Rohe Award for European Architecture. Es zählt damit zu einem der weltweit bedeutendsten Museumsbauten der zeitgenössischen Architektur.
Ein Liebesbrief an das KUB
Unter dem Titel Dear to Me gestaltet Zumthor keine Ausstellung im eigentlichen Sinn, sondern schmückte „sein“ Kunsthaus mit Denk-, Schau- und Hörkästen seiner künstlerischen Vorlieben und Inspirationen aus. Nur das erste Obergeschoss darf fast gänzlich ohne Einrichtung bleiben. Hier kommt der Bau selbst mit seiner Tageslichtdecke zur Geltung. Damit schließt sich der Kreis zum Jubiläumsjahr.
Die etwas andere Ausstellung
Nicht nur für Kunst- und Architekturfreunde ist etwas dabei. Das KUB wird während der Ausstellungsdauer über 160 Live-Veranstaltungen einen Rahmen geben. In Mitten von Zumthors Konzept finden Lesungen statt, werden Filme gezeigt, Musiker treten auf, sogar Pflanzen werden zum Blühen gebracht. Im Erdgeschoss befindet sich ein Barbereich, im ersten Stock ist ein eigens komponiertes Werk von Olga Neuwirth zu hören, im zweiten Obergeschoss wurde eine Bibliothek eingerichtet und im Dachgeschoss befindet sich ein Garten, in dem Tee gereicht wird. „Damit sind alle Künste präsent, außer dem Tanz“, so Peter Zumthor in der offiziellen Ankündigung der Ausstellung. „Das machen wir das nächste Mal.“ Es bleibt also abzuwarten, was der Architekt für die nächsten Jubiläen seines Hauses noch im Hinterkopf hat.
Wer neugierig geworden ist, kann die Ausstellung Dear to me noch bis 7. Jänner im Kunsthaus in Bregenz bewundern.