Tourismus und Nachhaltigkeit in Vorarlberg
Datum: 07.11.2024
Nachhaltig zu wirtschaften, sorgsam mit Ressourcen umzugehen und die Umwelt zu schützen, hat für das Land Vorarlberg einen hohen Stellenwert. Der Tourismus leistet dabei im Zusammenspiel mit den Gastgeber:innen, Bergbahnen, Verkehrsträgern, Kulturanbieter:innen, Ausflugszielen und Produzent:innen regionaler Produkte einen großen Beitrag. In der Tourismusstrategie 2030 ist die nachhaltige Entwicklung Vorarlbergs als Ziel festgehalten.
Österreichisches Umweltzeichen
Zu den wichtigsten Zertifizierungen rund um Nachhaltigkeit zählt das Österreichische Umweltzeichen, das es seit Anfang der 1990er-Jahre gibt. Das staatlich vergebene Gütesiegel kennzeichnet Unterkünfte/Hotels, Gastronomiebetriebe, Catering, Museen und Veranstaltungslocations und viele weitere Tourismusunternehmen, die entsprechend definierter Kriterien ökologisch handeln und wirtschaften sowie in besonderem Maße soziale Verantwortung übernehmen. Das Umweltzeichen wird jeweils für vier Jahre vergeben. Danach erfolgt eine neuerliche Überprüfung.
Bewusstsein für Ressourceneinsatz
Ein Beispiel für eine landesweite Initiative ist das 5e-Programm. Es unterstützt seit 1998 Vorarlberger Gemeinden bei einer strukturierten und nachhaltigen Klimaschutzarbeit. Expert:innen begleiten die entsprechenden Maßnahmen in Bereichen wie Gemeindeentwicklung, Bau, Energie, Mobilität und Bewusstseinsbildung. Gemeinden, die in allen Bereichen die hohen Standards erfüllen, tragen als Auszeichnung fünf „e“ und erhalten zusätzlich den „European Energy Award“. Die e5-Gemeinden in Vorarlberg
Internationale Initiative Ökoprofit
Es zeichnet Unternehmen und Institutionen für ihr Umweltmanagement aus. Grundlage für das Zertifikat sind ein Umweltbericht und laufende Schulungen bzw. Weiterbildungen. Das Zertifikat muss jährlich auditiert und erneuert werden. Zahlreiche Betriebe, Bergbahnen und einige Destinationen sind bereits mit dem Ökoprofit zertifiziert. Ökoprofit-zertifizierte Betriebe
Klimaschonende Mobilität in Vorarlberg
Unterwegs mit Bahn und Bus
Vorarlberg zählt zu jenen Regionen in den Alpen, die sich komfortabel mit Bahn und Bus erkunden lassen. Das Land ist aus allen Himmelsrichtungen gut per Bahn erreichbar. Innerhalb Vorarlbergs sind Bahn und Bus in einem Verbundsystem organisiert und verkehren aufeinander abgestimmt im Takt. Auf so gut wie allen Strecken gibt es an sieben Tagen der Woche Verbindungen, von frühmorgens bis in die späten Abendstunden. So lässt sich Vorarlberg bestens autofrei und nach dem Hop-on-/Hop-off-Prinzip erkunden.
Regionale Inclusive-Cards und Gästekarten
Im Sommer vereinfachen regionale Inclusive-Cards, die alle sechs Vorarlberger Urlaubsregionen anbieten, die umweltfreundliche Mobilität und bieten zudem weitere Vorteile.
V-Card
Von 1. Mai bis 31. Oktober können Inhaber:innen der V-Card Vorarlberg über 80 Ausflugziele in Vorarlberg, darunter Bergbahnen, einmal besuchen bzw. nutzen. Die Karte ist zum vorteilhaften Pauschalpreis erhältlich.
Skipass und Eintritt-Tickets als Öffi-Ticket
Im Winter sind diese Skipässe zugleich Tickets für Fahrten mit den regionalen Linienbussen bzw. mit Skibussen. Darüber hinaus beinhalten online erhältliche Tickets für einige Museen sowie für Veranstaltungen die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dieses Service bieten zum Beispiel das Kunsthaus Bregenz, das vorarlberg museum sowie die Bregenzer Festspiele an.
Gastgeber:innen und Nachhaltigkeit (eine Auswahl)
Viele Hotels und Gastgeberfamilien in Vorarlberg setzen Maßnahmen, die alle drei Säulen der Nachhaltigkeit umfassen. So genießen Mitarbeitende in der Ferienhotellerie zum überwiegenden Teil freie Kost und Logis. Für die meisten Hotels zählt es zur Selbstverständlichkeit, moderne Zimmer oder Wohnungen für Mitarbeiter bzw. eigene Mitarbeiterhäuser anzubieten. Die Benefits und Sozialleistungen liegen oft über dem Branchendurchschnitt. Dazu zählen fixe Arbeitszeiten, eine 4-Tage-Woche oder kostenlos verwendbare E-Autos. Einige dieser besonders engagierten Hotels durchlaufen die Zertifizierung zum „Great Place to work“. Eine große Rolle spielen dabei Befragungen der Mitarbeiter:innen über ihre Arbeitsplatzzufriedenheit.
Mit dem Hotel Viktor in Viktorsberg gibt es ein integratives Ausbildungszentrum für Tourismusberufe in Vorarlberg. Seit 1999 bietet es Jugendlichen mit Beeinträchtigungen Ausbildungsmöglichkeiten in der Hotellerie und Gastronomie. Jedes Jahr haben rund 15 Lehrlinge die Möglichkeit, eine Ausbildung in den Berufsfeldern Büro/Rezeption, Stock/Etage, Küche und Restaurant zu absolvieren.
Einen zunehmend wichtigen Stellenwert nehmen für viele Hotels Maßnahmen im Sinne der Ökologie ein. Sie sind oft mit ökonomischen Aspekten verbunden. Hier eine Auswahl von Hotels, die sich in diesem Segment besonders auszeichnen:
Das Hotel Lün in Brand im Brandnertal Das Hotel Mondschein/Mondschein Chalet in Stuben Das Naturhotel Chesa Valisa im Kleinwalsertal Das Biohotel Schwanen in Bizau
Change Maker Hotels
Die privat organisierte Gruppe der „Change Maker Hotels“ vereint Hotels, die mit achtsamen Ideen Natur und Umwelt schützen und damit wichtige Impulse für das Reisen in der Gegenwart und Zukunft setzen. Die Mitgliederzahl aus Vorarlberg wächst auch hier stetig.
Bergbahnen und Nachhaltigkeit (eine Auswahl)
Vorarlberger Seilbahnen
Unter dem Titel „Bergliebe“ haben die Vorarlberger Seilbahnen 2023/24 gemeinsam einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Ein begleitender Folder gibt auszugsweise Auskunft über die wichtigsten Maßnahmen, die die Unternehmen im Sinne der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit setzen.
Bergbahnen und Gemeinde Lech Zürs am Arlberg
Lech Zürs am Arlberg setzt seit Jahren auf nachhaltige Maßnahmen wie die Nutzung von Biomasse-Heizwerken und umweltfreundliche Mobilität, darunter eine fast autofreie Zone in Oberlech und Elektrocars im Tunnelsystem. Seit 2020 betreibt die Ski Zürs AG alle Lifte, Bergrestaurants und Schneeanlagen mit Ökostrom, unterstützt seit Anfang 2023 durch ein Kleinwasserkraftwerk, das etwa 15 Prozent des Strombedarfs des Ortes deckt, während die Gemeinde und die Bergbahnen durch enge Kooperationen mit Landwirten auch die Biodiversität fördern.
Golm Silvretta Lünersee Tourismus
Die im Montafon beheimatete „Golm Silvretta Lünersee Tourismus“-Gesellschaft engagiert sich intensiv für Maßnahmen im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes. Die Gesellschaft vereint den Erlebnisberg Golm, die Silvretta Bielerhöhe sowie den Lünersee im Brandnertal. Die Organisation verfolgt drei Ziele: Der CO2-Ausstoß soll bis 2030 um 77 Prozent gesenkt werden – bis 2023 senkte die Gesellschaft den CO2-Ausstoß bereits um 62 Prozent. Die E-Mobilität soll konsequent gefördert werden. Die Energieeffizienz soll laufend gesteigert werden. Zahlreiche Benefits und Sozialleistungen unterstreichen die nachhaltige Arbeitgeberstrategie. Informationen über alle Details und Maßnahmen finden sich online.
Regionale Nachhaltigkeitsinitiativen
„Echt Lech“ macht Berglandwirtschaft sichtbar
Um ihren Alltag mit den Tieren auf den teils steilen Berghängen am Arlberg sichtbar zu machen, haben sich sieben Bergbauernhöfe aus Lech, Zug, Oberlech und Zürs zusammengetan und den Verein „Echt Lech“ gegründet. Unter dem Label „Echt Lech“ verkaufen sie ihre Spezialitäten – von der Heumilch über Fleisch vom Schwein, Rind und Huhn bis zu diversen Würsten. Andererseits möchte die Initiative die Wahrnehmung für die Tiere und die landwirtschaftliche Arbeit schärfen und mehr Bewusstsein für qualitätsvolle landwirtschaftliche Produkte schaffen.
Das engagierte Montafon
Im Februar 2024 hat das Montafon gleichzeitig mit der Alpenregion Bludenz und mit der Region Bodensee-Vorarlberg als eine der ersten Destination-Management-Organisationen (DMOs) in Österreich die Ökoprofit-Zertifizierung erlangt und somit einen weiteren Schritt zur Förderung der nachhaltigen Unternehmensentwicklung in der Region gesetzt. Bis Ende des Jahres 2024 soll im Montafon außerdem die Zertifizierung zum Österreichischen Umweltzeichen abgeschlossen sein.
PIZ Montafon
PIZ Montafon wurde 2022 gegründet. Die Initiative versteht sich als Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus. Zu diesem Zweck bildet PIZ Montafon ein Netzwerk aus Expert:innen und der Next Generation. Gemeinsam sollen die Teilnehmenden Lösungen ausarbeiten und umsetzen. Teil von PIZ Montafon ist PIZ VHOTEL (PIZ virtuelles Hotel). Die Online-Wissens- und Austausch-Plattform hilft Montafoner Gastgebenden, ihren Betrieb ganzheitlich zukunftsfit zu gestalten. Aktuell sind im PIZ VHOTEL zehn Räume – angelehnt an den Aufbau eines Hotels – mit mehr als 60 Themen wie Wasser- und Energiesparmaßnahmen, Integration regionale Produkte, Mitarbeitermanagement, Mobilität und der richtigen Kommunikation von Nachhaltigkeitsaktivitäten zu finden. Dieses zukunftsweisende Projekt ist seit Anfang des Jahres 2024 kostenlos für alle Gastgebenden im Montafon zugänglich.
#zäm Leben in der Region
Eine Region gilt dann als besonders lebenswert, attraktiv und authentisch, wenn sich die Gastgeber:innen und Produzent:innen auf ideale Weise ergänzen. Den vielen erfolgreichen Partnerschaften in der Region Bodensee-Vorarlberg gibt die Initiative #zäm („zäm“ bedeutet im Vorarlberger Dialekt zusammen) eine Bühne. Beiträge, Fotos, Videos und Podcasts geben einen Einblick, wie Tourismusbetriebe, Produzentinnen und Produzenten sowie Handwerker:innen gemeinsam das qualitätsvolle Angebot der Region am Bodensee prägen.