Im Gespräch mit vai-Leiterin Verena Konrad
Baukultur betrifft alle …
… Menschen. Ziel des Vorarlberger Architektur Institus ist die Förderung von Baukultur und die Thematisierung von Architektur als gesellschaftliches Anliegen.
TEXT: JULIA GROSSE
Frau Konrad, warum ist es wichtig, dass Vorarlberg eine Institution für zeitgenössische Architektur hat?
Das vai ist eines der österreichischen Architekturhäuser. Diese Häuser sind alle unabhängig voneinander gegründet worden, doch uns verbindet eine Grundidee: Baukultur betrifft alle Menschen. Unser Ziel ist die Förderung und Thematisierung von Architektur und Baukultur als gesellschaftliches Thema. Und so richten sich unsere Angebote an unterschiedliche Zielgruppen.
Wer sind die Zielgruppen?
Das reicht vom Schulprojekt bis hin zum Expertenformat. Wir befähigen durch unsere Arbeit Menschen, sich aktiv an einem Diskurs über Architektur zu beteiligen und ihre Rolle und ihr Handeln als Architekten, Bauherren, Unternehmer, Baukulturverantwortliche in den Gemeinden, Handwerker, etc. kritisch reflektieren zu können. Und von dieser Reflexions- und Diskussionskultur erwarten wir uns die Stärkung von Baukulturprozessen in den Gemeinden, die ablesbar ist an dem, was dort entsteht.
Die Gemeinden haben erkannt, dass die Gestaltung öffentlicher Gebäude wichtige baukulturelle Impulse liefert.
Wie setzten Sie das im vai um?
Unser Spektrum reicht von Ausstellungstätigkeit, der Organisation und Durchführung von Bauherrenpreisen, Symposien, Diskussionsformaten wie der Energielounge, Universitätskooperationen und Forschungsprojekten bis zur Architekturvermittlung für
Kinder und Jugendliche sowie Baustellen- und Objektführungen im Rahmen unserer Reihe „Architektur vor Ort“. Wir sind in den Schulen in Vorarlberg unterwegs mit einem Projekt, das „Unit Architektur“ heißt, und veranstalten ein Sommerprogramm für Kinder mit Architekturworkshops. Auch dokumentieren wir das Architekturgeschehen in Vorarlberg durch regelmäßige Publikationen und die Datenerstellung für die österreichische Architekturdatenbank nextroom. Außerdem bieten wir Exkursionen für Architekturinteressierte an und arbeiten hier intensiv mit den touristischen Institutionen in Vorarlberg zusammen.
Wie hat sich das vai gegründet?
Im Februar 1997 trafen sich rund zwanzig Architekten, Baukünstler und Vertreter von Baubehörden und Bauträgern zu einem Arbeitswochenende in der Propstei St. Gerold, um Zweck und Ziele einer Institution zur nachhaltigen Stärkung der Baukultur in Vorarlberg zu diskutieren. Im Anschluss daran erfolgte die Gründung des Vereins. Seit 2003 agieren wir als gemeinnützige GmbH. Das vai bemüht sich um einen engen Kontakt zur Mitgliederschaft, die sich sowohl aus ArchitektInnen, BauunternehmerInnen, HandwerkerInnen, BauherrInnen als auch allgemein Baukulturinteressierten zusammensetzt. Unsere Veranstaltungen sind größtenteils öffentlich und kostenlos. Wir möchten, dass sich möglichst viele Menschen mit qualitätsvoller Architektur und Baukultur beschäftigen.
Wenn man durch die Gemeinden Vorarlbergs fährt, stößt man im noch so kleinsten Ort auf innovative Architektur.
Richtig, in vielen Vorarlberger Gemeinden wurden architektonische Akzente gesetzt. Es gibt in der Tat eine hohe Dichte an qualitätsvollen Bauwerken, vor allem im öffentlichen Sektor. Das können eine Bushaltestelle, Krankenhäuser, Schulen oder Kindergärten sein. Die Gemeinden haben erkannt, wie wichtig ihre Rolle als Vorbild ist und dass die Gestaltung öffentlicher Gebäude wichtige baukulturelle Impulse liefert.
Inwiefern?
Wenn beispielsweise eine neue Schule gebaut wird, plant man sie von Anfang an ökologisch, multifunktional und mit dem Ziel, die Kinder schon ganz früh für Architektur zu sensibilisieren.
Wer als Tourist an Vorarlberg und Architektur denkt, hat zunächst immer die Holzbaukunst im Sinn, oder?
Holzbauten haben in Vorarlberg einen sehr hohen Stellenwert. Basierend auf einer langen Tradition hat sich hier ein ganz spezifisches Verständnis im Umgang mit dem Material Holz entwickelt. Es gibt hierzulande jedoch nicht nur Holzarchitektur. Große Büros wie Marte.Marte Architekten arbeiten zum Beispiel gern mit dem Werkstoff Beton, es wird auch viel massiv gebaut. Grundsätzlich findet sich in Vorarlberg die gleiche Vielfältigkeit bei der Wahl von Baumaterialien wie anderswo. Im Sektor des Holzbaus hat man jedoch eine besondere Meisterschaft erlangt, welche ständig weiterentwickelt wird.
Kurz das Wichtigste
- Das vai bietet Exkursionen für Architekturinteressierte an und arbeitet intensiv mit den touristischen Institutionen in Vorarlberg zusammen. Termine finden Sie auf der Website.
- Um sich einen Überblick zu verschaffen, versammelt das vai auf seiner Website eine kontinuierlich wachsende, ausführlich bebilderte Datenbank zu den wichtigen Bauwerken aus der Region.
- Vorarlberger Architektur Institut
- Nextroom